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Karolingisches-Astrolabium “MB 99” (10. Jhdt.)

Dieses Instrument ist ein Nachbau ältesten europäischen Astrolabiums aus dem Jahr 980. Es stammt aus dem Gebiet der Markgrafschaft Barcelona, die im 10. Jh. zum Frankenreich gehörte, was die Gravur „ROMA ET FRANCIA“ und die geographische Breite 41° 30' auf der Einlageplatte erklärt.
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Dieses Instrument ist ein Nachbau des von Marcel Destombes beschriebenen ältesten europäischen Astrolabiums Marcel Destombes aus dem Jahr 980 (vgl. M. C.: Un Astrolabe Carolingien et l'Origine de nos Chiffres Arabes, in: Archives Internationales d'Histoire des Sciences 1962, Nr. 58/59, S. 3-45). Der Durchmesser des Originalinstruments beträgt 15,2 cm. Es stammt aus dem Gebiet der Markgrafschaft Barcelona, die im 10. Jh. zum Frankenreich gehörte, was die Gravur „ROMA ET FRANCIA“ und die geographische Breite 41° 30' auf der Einlageplatte erklärt.

Als Konstrukteur wird Lupitus Barchinonensis (auch Sunifred Llobet bzw. Seniofred Llobet) vermutet, der Archidiakon der Mark. Er war maßgeblich an der Vermittlung arabischer Mathematik in den christlichen Raum beteiligt und stand mit Gerbert von Aurillac (um 950-1003), dem späteren Papst Silvester II. in Korrespondenz. In einem Brief aus dem Jahr 984 bat Gerbert Lupitus um die Übersetzung eines arabischen astronomischen Traktats, der unter dem lateinischen Titel Sententiae astrolabii in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist.

Das Originalinstrument weist Sternpositionen auf, die nicht recht zur Genauigkeit der Gravuren passen. Beim Nachbau wurden diese Sternzeiger teilweise berichtigt (für das 10. Jh.) und teilweise auf zweitrangige Sterne justiert, um den Gesamteindruck der Rete nicht zu sehr zu verändern. So ist mit der Sternspitze Nr. 3 sicher Aldebaran (alfa Tau) gemeint, doch liegt die Position in der Nähe des kleinen Sterns lambda Tau, der dann auch für den Nachbau verwendet wurde.