Welche Zeit?


Beim Anblick einer Sonnenuhr ist man augenblicklich versucht, auf die eigene Armbanduhr zu schauen und die Zeit zu vergleichen. Die meisten Menschen sind dann enttäuscht, denn das was die Sonnenuhr anzeigt, stimmt in der Regel nicht mit unserer genormten Standardzeit überein. Es ist schon so, dass der Gang der Sonnenuhren oft von demjenigen der Räderuhr abweicht. Schuld daran sind zwei Faktoren: ein astronomischer und ein geographischer.

Die Rotationsachse der Erde ist gegenüber ihrer Bahn um die Sonne geneigt. Das, gekoppelt mit dem Umstand, dass die Erdnahn elliptisch ist, bewirkt, dass Sonnenuhren im Laufe eines Jahres mal schneller, mal langsamer gehen. Man nennt das die Zeitgleichung oder Aequation. Manche komplizierte mechanische Uhren werden noch heute mit Zeigern ausgestattet, die diese Abweichung anzeigen können.



Der geographische Faktor betrifft den Standort einer Sonnenuhr. Sonnenuhren zeigen normalerweise die sogenannte "wahre Ortszeit" an. Wenn eine Sonnenuhr beispielsweise 12 Uhr Mittag zeigt, bedeutet das, dass die Sonne an diesem Ort gerade den höchsten Punkt am Himmel erreicht hat. An einem Ort 100 Kilometer östlich der Sonnenuhr hat sie diesen Punkt schon einige Minuten eher passiert. Westlich davon wird das erst etwas später der Fall sein.

Im Gegensatz zur wahren Ortszeit hat die genormte Zonenzeit, hier UTC (Universal Time Coordinated) + 1h = MEZ, über einen breiten Gürtel von Ländern Gültigkeit. So ist beispielsweise überall zwischen Krakau und Paris gleichzeitig Mittag (12.00 Uhr MEZ),obschon die Sonne von Krakau aus mehr als eine Stunde braucht, bevor sie in Paris den Höchststand erreicht hat. Erschwerend kommt dazu, dass Sonnenuhren auch auf die Sommerzeit keine Rücksicht nehmen. Sie zeigen eben tatsächlich die natürliche Zeit an.